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Marillion: Sounds That Can't Be Made (Review)
Artist: | Marillion |
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Album: | Sounds That Can't Be Made |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock |
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Label: | EarMusic / Edel | |
Spieldauer: | 74:19 | |
Erschienen: | 14.09.2012 | |
Website: | [Link] |
Heuer sind MARILLION zumindest für Nicht-Blauaugen streitbarer denn je; objektiv betrachtet schweifen sie nach einstweiliger Entschlackung wieder aus, wobei diesmal vor allem die üppigen Songs bestechen, während die kompakten für die Band typische Kost bieten, gleichwohl die Oberfläche anderen vorbehalten bleibt: Tiefsinn ist oberstes Gebot.
Bereits der Opener hat es in sich: Nach Ambient-Beginn wirkt der Longtrack fast loungig, ist finster synthetischer und harter Art-Pop, elektronisch angehaucht, entsprechend unterkühlt und mit einem der besten assoziativen Texte von Hogarth seit langem versehen. Wie es diese Beschreibung schon andeutet, scheint das jüngste Soloalbum des Sängers auf die Hauptband abgefärbt zu haben, zieht man den cineastisch artifiziellen Charakter von „Gaza“ in Betracht. In rund 18 Minuten entspinnt sich eine geruhsame, aber dennoch spannende Fahrt durch das mitunter befremdlichen Gefühlsuniversum des Frontmanns, ohne den MARILLION vermutlich völlig anders klängen. Die brisante Thematik verarbeitet er wie zu erwarten nicht reißerisch oder wertend, sondern zurückhaltend, was dem künstlerischen Anspruch seiner Gruppe entspricht.
Mit dem Titelstück verfolgen die Briten die Linie ihrer jüngsten Veröffentlichungen stringenter: durchgehend schreitender Rhythmus, originelle Keyboard-Sounds und eine markante Hookline vor mal griffig zuversichtlichem, mal entrücktem Gesang. „Pour My Love“ überrascht als teils retrospektiv anmutende (Flanger-Sounds) Ballade hart am Mainstream-Rand, aber natürlich mit Neo-Prog-Klasse. Später kommt „Invisible Ink“ ähnlich daher, sperrig zwar zunächst, doch letztendlich als nachgerade ausgelassener Swing mit Chorgesang und fast hysterischer Lead-Stimme.
Mit „Power“ treten MARILLION den Beweis an, dass in puncto Dynamik-Spielchen noch nicht alles gesagt wurde. Der Song beginnt leise und wird von den Vocals getragen, schwillt allmählich an und lässt es einstweilen regnen, bevor Hogarth abermals zum aufbegehrenden Kehrvers anhebt. Das sachte Ende besitzt dann einen tragischen Charakter – den der zweite Longtrack „Montreal“ relativiert. Die erste, sehr ruhige Hälfte bleibt hinsichtlich ihrer Stimmung unverbindlich, doch setzt die gesamte Band ein, treibt das Stück mit symphonischer Anmutung ungemein, derweil der Sänger Sehnsucht bekundet, wie nur er es kann – Sehnsucht nach dem Weiterleben im Angesicht des unmittelbaren Todes. Das zehnminütige Abschlussstück „The Sky Above The Rain“ klingt wie eine Ergänzung dazu, vorerst gediegen als Piano-Ballade mit Samthandschuh-Gitarren, nach der Hälfte zumindest ein wenig lebendiger im Sinne von PINK FLOYD zu „Wish“-Zeiten. Man achtet weiterhin aufmerksamer auf den Mann am Mikro als die Mucker dahinter.
Mit Verlaub, die Texte lesen sich auch ohne Musik Gänsehaut erzeugend, und wahrscheinlich haben MARILLION nie bessere verzeichnet, auch wenn Steve die heitere Ironie von – darf man ihn noch nennen? – Fish abgeht. Im schleichenden „Lucky Man“ geriert sich der Mann allerdings zum altersweisen Crooner, der nicht unbedingt ständig Ernst hervorkehren muss und weniger asexuell spinnert daherkommt, als ihm mancher nachsagt. Man muss Eckhart Tolle nicht gut finden, wohl aber dessen singenden Bewunderer – und wenn in dieser Kritik mehr von ihm als den Instrumentalisten die Rede ist, sollte dies nicht verhehlen, dass MARILLION weiterhin Meister im Erzeugen von Atmosphäre sind, die unkopierbar bleiben.
FAZIT: MARILLION kreieren mit „Sounds That Can't Be Made“ keine ebensolchen, sondern fühlen sich in ihrem angestammten Feld hörbar wohl. Die Schwerpunktverschiebung mit Hinblick auf den jüngsten Katalog ist allenfalls nuanciert, das Songwriting nicht immer auf den Punkt gebracht, aber stets zwingend und sinnvoll – denn große Gefühle und Gedanken lassen sich nicht kategorisch im Kompakten ausdrücken.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Gaza
- Sounds That Can't Be Made
- Pour My Love
- Power
- Montreal
- Invisible Ink
- Lucky Man
- The Sky Above The Rain
- Bass - Pete Trewawas
- Gesang - Steve Hogarth
- Gitarre - Steven Rothery
- Keys - Mark Kelly
- Schlagzeug - Ian Mosley
- The Singles (´82-´88 / 12 CD-Box) (2000)
- The Singles ’82-88’ (2009)
- Sounds That Can't Be Made (2012) - 11/15 Punkten
- Sounds That Can't Be Made [Special Edition 2CD] (2013)
- F E A R (2016) - 13/15 Punkten
- Marbles In The Park (2017)
- Misplaced Childood – Limited Edition Deluxe Format (2017)
- All One Tonight – Live At The Royal Albert Hall (2018) - 14/15 Punkten
- With Friends From The Orchestra (2019)
- With Friends At St. David's (2021)
- Fugazi - Deluxe Edition (2021)
- An Hour Before It's Dark – Doppel-LP in farbigem Vinyl (2022) - 13/15 Punkten
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